Toxic Positivity

Susanne Daiber • 6. Mai 2025

Wenn positive Einstellung zur Belastung wird.

In einer Welt, die von Motivationstrainern, Selbsthilfebüchern und inspirierenden Zitaten überflutet wird, scheint "positiv bleiben" die ultimative Lösung für alle Probleme zu sein. Doch was passiert, wenn Positivität toxisch wird?

Was ist Toxic Positivity?

Toxic Positivity bezeichnet die übermäßige und unangemessene Betonung von positivem Denken, die dazu führt, dass negative Emotionen unterdrückt oder abgewertet werden. Sätze wie „Denk einfach positiv!“, „Alles passiert aus einem bestimmten Grund“ oder „Anderen geht es noch schlechter“ sind typische Beispiele. Diese gut gemeinten Phrasen können bei Menschen in schwierigen Situationen mehr schaden als helfen. Anstatt Trost und Verständnis zu bieten, können solche Aussagen dazu führen, dass sich Menschen unverstanden und isoliert fühlen.



Warum ist Toxic Positivity problematisch?

  • Unterdrückung negativer Gefühle: Emotionen wie Trauer, Wut oder Frustration sind natürliche Reaktionen auf Herausforderungen im Leben. Werden sie ignoriert oder unterdrückt, kann das langfristig zu psychischen Problemen führen.
  • Mangel an echtem Mitgefühl: Wer anderen nur positive Sprüche entgegnet, anstatt zuzuhören und ihre Gefühle ernst zu nehmen, vermittelt den Eindruck, dass ihre Sorgen nicht wichtig sind.
  • Verleugnung der Realität: Nicht alles im Leben lässt sich durch positives Denken lösen. Krankheit, Verlust oder berufliche Rückschläge gehören zum Leben dazu und brauchen mehr als nur optimistische Phrasen.
  • Erhöhte emotionale Belastung: Wer sich gezwungen fühlt, immer positiv zu sein, kann sich schuldig fühlen, wenn er oder sie negative Emotionen verspürt. Das kann zu zusätzlichem Stress und innerer Anspannung führen.


Wie man gesunde Positivität praktiziert

Statt toxischer Positivität kann eine ausgewogene und authentische Haltung gegenüber Emotionen helfen:

  • Erkenne alle Emotionen an: Es ist in Ordnung, sich schlecht zu fühlen. Erlaube dir selbst, alle Gefühle zu erleben, anstatt sie zu unterdrücken.
  • Höre aktiv zu: Wenn jemand von seinen Problemen spricht, biete Verständnis an, anstatt die Situation schönzureden.
  • Ermutige ohne zu bagatellisieren: Anstelle von „Reiß dich zusammen!“ könnte man sagen: „Ich verstehe, dass das gerade schwer für dich ist. Ich bin für dich da.“
  • Nutze positives Denken bewusst: Positives Denken kann hilfreich sein, aber nur, wenn es nicht auf Kosten der Realität oder ehrlicher Gefühle geht.


F A Z I T

Positivität an sich ist nichts Schlechtes – im Gegenteil. Aber wenn sie dazu führt, dass echte Gefühle unterdrückt oder abgewertet werden, kann sie schädlich sein. Wahre emotionale Gesundheit entsteht, wenn wir alle unsere Gefühle zulassen und verstehen, dass das Leben aus Höhen und Tiefen besteht. Echtes Mitgefühl und Akzeptanz sind wertvoller als jedes noch so inspirierende Zitat.

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